RheinStars nach dem ProA-Aus: Eine Analyse

Die RheinStars Köln treten freiwillig in der ProB an, wir analysieren die Folgen.

10.05.2018 | ProB

RheinStars Köln Geschäftsführer Stephan Baeck

(Köln, Sören Pröpper) Die RheinStars Köln haben am Mittwoch bekannt gegeben, dass sie nicht weiter an der ProA teilnehmen werden, sondern sich freiwillig in die ProB (3. Liga) zurückziehen werden. In diversen Foren und Medienberichten werden bereits die Artland Dragons als Käufer einer möglichen ProA-Wildcard gehandelt, jedoch könnten die Quakenbrücker auch noch sportlich in die ProA aufrücken, falls der FC Schalke 04 Basketball hinter Rostock nicht in die ProA nachrückt (ProB Meister Elchingen hat mehrfach betont, sein Aufstiegsrecht nicht wahrzunehmen).

Er freut sich in der nächsten Saison auf die Derbys mit Bonn, sagte Denis Wucherer zu seinem Antritt in Köln – wohl kaum jemand hatte erwartet, dass diese Derbys mit Bonn in der Saison 2018/2019 in der ASV Sporthalle und in Rhöndorf stattfinden – in der ProB, der dritthöchsten Spielklasse im deutschen Basketball.

Ihren Rückzug begründen die beiden Geschäftsführer der RheinStars Basketball GmbH mit den zu hohen Kosten der LANXESS arena, die eine entsprechende Lücke in den Spieler-Etat gerissen haben. Eine Hallen-Alternative fehlt den Kölner Machern fünf Jahre nach dem Start des Projekts RheinStars noch immer, private Hallen-Pläne der RheinStars oder öffentliche Hallen-Pläne der Stadt Köln sind nicht bekannt.

Nun also der Schritt zurück in die ProB gepaart mit der Ankündigung, dass der Schritt dazu dient „die Strukturen in der Nachwuchsarbeit und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Profi-Mannschaft zu stärken bzw. weiter auszubauen“. Es scheint die Einsicht eingekehrt zu sein, dass man vor drei Jahren mit dem Kauf einer Wildcard für die ProA und dem Überspringen der ProB einen Fehler gemacht hat.

Bereits im Jahr 2013 – als sich der MTV und die Köln 99ers zur Spielgemeinschaft RheinStars zusammenschlossen und in der 2. Regionalliga-West an den Start gingen, riefen die Macher die Fokussierung auf die Nachwuchsförderung aus. Es sollten Kölner Talente gepaart mit Talenten aus der Umgebung der Domstadt ausgebildet und auf Profi-Niveau gefördert werden.

Früchte getragen hat das Konzept bisher nicht. Aufgrund des Erfolgsdrucks auf den jeweiligen Trainern, den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga zu erreichen, konnten die Kölner Nachwuchsspieler wie Gottschalk, Kukic, van Laack und Müller-Laschet nur wenige Spielminuten ergattern und wenig Erfahrung sammeln. Die einst hoch gehandelten Nachwuchskräfte van der Velde und Okpara sind inzwischen nach Essen und Gießen abgewandert, andere Talente sind in die USA gewechselt, um dort an Colleges zu studieren und zu spielen.

Aktuell ist ein wichtiger Baustein der Nachwuchsförderung, die Teilnahme an der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) für die 16- bis 19-jährigen Spieler, sogar in Gefahr. In den Playdowns gegen Oldenburg steht es 1:1 und eine Niederlage im nächsten Heimspiel würde die Teilnahme an der Qualifikation für die nächste Saison bedeuten und da ist im Westen die Konkurrenz traditionell stark und eine erneute Teilnahme 2018/2019 kein Selbstläufer.

Die RheinStars haben im Sommer 2015 den angekündigten Weg des nachhaltigen Wachstums mit kleinen Schritten und eigenen Talenten durch das Überspringen der ProB verlassen. Dieser ursprünglich angekündigte Weg hatte dem Projekt RheinStars viele Sympathien zugespielt, dachten doch viele Basketball-Fans in NRW und deutschlandweit, dass in Köln nun langsam und kontinuierlich eine neue Hochburg des Basketballs entstehen wird und an die glorreichen Zeiten von Saturn Köln angeknüpft werden kann.

Mit dem nun freiwilligen Rückzug aus der ProA gestehen sich die Macher ein, dass sie ihre ehrgeizigen Ziele mit den in Köln gegebenen Rahmenbedingungen nicht erreichen können. Es wurde nicht geschafft die Heimspiele in der LANXESS arena profitabel zu gestalten oder zumindest bei +/- Null rauszukommen. Köln braucht eine kleinere Halle, die die Anforderungen der ProA und mit schnell zu verwirklichenden Umbau-Arbeiten auch die Anforderungen der Basketball Bundesliga erfüllen kann.

Zugleich bedeutet das Minus-Geschäft mit den Heimspielen aber auch, dass das Kölner Publikum bisher nicht in dem Maße auf den Basketball-Zug aufgesprungen ist, wie es das Projekt RheinStars benötigt hätte, um ausreichende Zuschauereinnahmen zu generieren. Natürlich sind die Rahmenbedingungen in einer Großstadt wie Köln, mit einer großen Anzahl an interessanten Sport- und Kulturveranstaltungen, schwer – jedoch haben die RheinStars beim Testspiel im Sommer 2014 gegen Bayern München mit fast 6.000 Zuschauern gezeigt, dass man das Kölner Publikum in die Halle locken kann – aber eben gegen einen bekannten Namen wie Bayern München und nicht in der 2. Bundesliga mit Gegnern wie Heidelberg oder Baunach, daher wahrscheinlich auch die bisherige Eile der Verantwortlichen, gepaart mit großen Worten, dass man so schnell wie möglich in die Basketball Bundesliga aufsteigen will – oder eher muss.

Die RheinStars stehen nun zumindest temporär vor einem Scherbenhaufen: Laut dem EXPRESS wird das Trainingszentrum in Hürth aufgegeben. Die Anzahl der Mitarbeiter in der RheinStars Basketball GmbH dürfte ebenfalls zurückgefahren werden und gerüchteweise gibt es auch unzufriedene Gesellschafter und Geldgeber, die mit der Entwicklung des Projekts nicht zufrieden sind.

Zugleich bietet sich jetzt eine tolle Chance für den Kölner Basketball: Die Rückkehr auf den 2015 verlassenen Weg mit eigenen Talenten und einer nachhaltigen und breit aufgestellten Nachwuchsarbeit, die über die nächsten Jahre hinweg für Kölner Talente eine möglichst hohe Durchlässigkeit von der NBBL über die 2. Regionalliga bis hin zur ProB zulassen wird. Lokale Talente, die wieder Kölner Fans in die Hallen locken werden und das Projekt RheinStars mit dem notwenigen Fundament für einen erneuten Anlauf im Profi-Basketball ausstatten werden. Es wird sich zudem Luft verschafft, um nachhaltig an der Infrastruktur rund um den Verein und die GmbH arbeiten zu können.

Kurzfristig dürfte die Entscheidung enttäuschte Fans und besonders enttäuschte Sponsoren zurücklassen, langfristig ist die Entscheidung absolut richtig und hoffentlich die Grundlage für die Entstehung eines Basketball-Schwergewichts in NRW.

Denis Wucherer wird in der kommenden Saison dennoch auf die Telekom Baskets Bonn treffen – dann jedoch als Trainer in Würzburg.